»Karl Weibl, seit Jahrzehnten von der Kulturgeschichte Mesopotamiens fasziniert, reiste im Januar 2003 – kurz vor Kriegsausbruch – in den Irak, um diese Region, die „Wiege der Menschheit“, fotografisch zu dokumentieren. Er wollte die teilweise schon seit 5000 Jahren bestehenden Kulturschätze in seine eigene Zeiterfahrung aufnehmen und davon Zeugnis abstatten, bevor diese Welt vielleicht ganz untergeht. Dieses Unterfangen wurde zu einer philosophisch-archäologischen „fouille de sauvetage“, einer schöpferischen Rettung der Spuren dieser lang vergangenen Kultur in letzter Minute: der Künstler, ausgezeichnet durch seine Fähigkeit zu sehen, zu selektieren, transportiert Vergessenes, den Ruinen Überlassenes, in eine neue Zeitlosigkeit. Die Paläste und die Zikkurat seiner Fotografien erscheinen der Zeit entrückt. Nicht mehr zur Vergangenheit, aber auch der Gegenwart nicht zugehörig, entfalten sie, eingetaucht in warmes Licht, eine monumentale, auratische Wirkung. Wieder werden wir zum komplexen Zeitverständnis des Künstlers zurückgeführt. Auch die Mesopotamier hatten eine subtile Zeitkultur. Es sind uns noch heute mehr als 70 Wörter für bis zu zwölf verschiedene Tagesabschnitte aus der sumerischen und babylonisch-assyrischen Sprache bekannt. Dieses Bewußtsein von Zeit, dieses sublimierte Zeitempfinden spiegelt sich im Denken von Karl Weibl wider und identifiziert ihn als Nachfahre und Erbträger früheren Zeitwissens.« Unter Verwendung einiger Textpassagen von Dr. Beatrice Lavarini |
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vom ursprung der zeit |
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