Erinnerungen sind eine Grundlage unserer Existenz. Der Franziskus-Zyklus von Assisi, von Giotto im 13. Jahrhundert geschaffen, ist in die Kunstgeschichte eingegangen. Er ist Teil individueller Erinnerungsspeicher, auch unseres kollektiven Gedächtnisses. Die Fresken wurden nach einem Erdbeben wieder sichtbar gemacht. Das sinnliche Erlebnis vor Ort war Anregung sich mit dem Verhältnis des Gegenstandes zum Vorgang der Wahrnehmung auseinander zusetzen. Die neuen Papierarbeiten unter dem Titel imagines perditae sind die bildnerische Umsetzung mit diesem Thema. Die Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, wie das Gehirn Informationen speichert und dass es diese bei Bedarf in unvorstellbar rasch aufeinander folgenden Zeitspannen abruft. Eine unvorstellbare Anzahl horizontaler Schichten erstellen in der Summe das ganze Bild. Was bewahren wir in unserem individuellen und kollektiven Gedächtnis? »Die Monotypien imagines perditae eschäftigen sich mit der Wahrnehmung von Bildern und Phänomenen und verspricht Einsichten, welche die Oberfläche durchdringen.Wie nehmen wir die Welt wahr? Welche Bilder sind real? Was ist überhaupt Realität? Wir erfahren die Wirklichkeit – oder was wir dafür halten – heute durch viele Bilder, doch was sehen wir wirklich? Was bleibt sichtbar und im Gedächnis? Sind Bilder nicht nur Phänomene, die durch unsere Wahrnehmung entstehen? Karl Weibl greift in seinen Arbeiten diese Fragen auf und stellt unsere Sichtweisen zur Disposition. Beim Betrachter entsteht eine Kette aus Wahrnehmung, Vorstellung und Erinnerung. Das offensichtlich Wahrnehmbare wird hinterfragt, relativiert und neu zusammengesetzt. Die weiß übermalten Bilder fordern unser Sehen und Denken heraus, laden dazu ein, weitere Dimensionen hinter dem Bild zu entdecken. Die Monotypien sind die künstlerische Umsetzung Geschaffenes ins Nichts zu bannen, um es in dieser Transformation erst recht bildhaft zu evozieren.
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imagines perditae |
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