»der enki-tempel von ur. 1991 fand Karl Weibl in einem Antiquariat den Grundriss eines Tempels von Ur, der Enki, dem babylonisch-sumerischen Gott des Süßwassers, der Weisheit und der Kultur geweiht war. Die ursprüngliche Schönheit dieser südbabylonischen Stadt, deren erste Blüte um 3000 v. Christus stattfand, wird in einem sumerischen Lied besungen: Karl Weibl ließ Ausschnitte aus dem Grundriss des Enki-Heiligtums in nahezu Originalgröße in schwarzem und weißem Leinen weben. Diese kartographischen Tücher beschwerte er mit Torfziegeln und setzte Torf und Tücher ein halbes Jahr der Witterung aus. Das Leinen verfärbte sich, zeigte Risse und Wellen. Wieder wurde aus dem Prozeß des Verfalls ein Akt der Gestaltung: das vermeintlich leblose Material hat sich während dieser kurzen Zeitspanne auf den Stoffen verewigt und eine eigene Landschaft und Topographie auf den Spuren einer fremden Kultur gebaut; - gleich einer späteren stratographischen Schicht wurde aus der Abzeichnung und Neunutzung eines alten Ortes gegenwärtiges Terrain.«
E.P.

der enki-tempel
von ur

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